27
Nov
2005

Danke, Isabella!

Zaehne

Ich habe eine harte Nacht hinter mir: die beste Freundin meiner Tochter hat bei uns geschlafen. Wobei - das Wort "geschlafen" trifft es wohl nicht ganz. Mein Überleben verdanke ich zwei kleinen gelben Gummi-Ohrenstöpseln. Jedenfalls gönnte ich mir nach Wegräumen des Vier-Sterne-Frühstücksbuffets für die Prinzessinnen am späten Vormittag (= um acht Uhr) eine ganze Kanne Tee und die Wochenendezeitung. (Die Ohrenstöpsel hatte ich gar nicht erst entfernt.)

Da stieß ich auf eine TV-Kritik von Isabella Wallnöfer. In der der Satz "Sie neigt zum psychotherapeuteln" vorkam. Ist das nicht ein putziges Wort? Ich musste gleich an einige Freundinnen und Freunde denken (sorry, ich mag Euch trotzdem!), für deren Lieblingsbeschäftigung ich nun endich einen Namen habe. Ihre Gespräche beginnen, je nach Zeitspanne seit der letzten Trennung, wahlweise mit "Wie geht's der Beziehung?" oder - ohne Umweg - mit "Ich bin jetzt glücklicher Single." Beides sind Sätze wie Tretminen. Spätere Flucht ist dem Zuhörer nur mehr durch hartnäckiges Leugnen, jemals die Namen Gibran und Coelho gehört zu haben, möglich.

Ach, und übrigens - wie geht's denn der Beziehung?

26
Nov
2005

Die mit der Stricknadel kämpft

Heute war ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Wollgeschäft. (Der Handarbeitsunterricht in der Volksschule ist ja bis auf einen orangefarbenen Socken Größe 57 spurlos an mir vorübergezogen.)

Es begann völlig harmlos, ich wollte nur eine Freundin begleiten. Zehn Minuten später verließ ich das Geschäft mit zwei Knäuel Wolle und zwei Stricknadeln vom Umfang meines Unterarms ("da geht schneller was weiter"). Da ich ein sehr inkonsequenter Mensch bin, werde ich wohl die nächsten 15 Jahre die Wohnung mit 4 x 29 Maschen graugrün meliertem Kinderschal teilen, die mir bei jedem Aufräumen meine Charakterschwäche vor Augen führen.

Aber immerhin werde ich heute noch anschlagen!
Das klingt ziemlich aktiv-selbstbestimmt, finde ich.
Besonders für einen Samstag Abend.

25
Nov
2005

Warum Männer nicht zuhören, wenn Frauen einparken

"Mann und Frau - Was uns wirklich unterscheidet" ist der Titel einer BBC-Dokumentation, die ich mir gestern spätabends zur Maronicreme reingezogen habe. Da habe ich viel gelernt! Zum Beispiel, dass sich schon im Mutterleib entscheidet, ob wir gut Bagger fahren werden oder nicht. Je nachdem, ob wir (egal ob Mädchen oder Bub) rund um die 16. Schwangerschaftswoche einer niedrigen oder hohen Testosterondosis ausgesetzt sind, entwickelt unser Gehirn eher weibliche oder männliche Eigenschaften.

Da leider nur eine Minderheit von uns die Voraussicht besitzt, als Embryo schriftliche Aufzeichnungen zu führen, sind wir auf einen anderen Nachweis der Testosterondosis angewiesen: Die Länge unserer Ringfinger! Faustregel: Je weiter der Ringfinger den Zeigefinger überragt, desto männlicher das Gehirn, desto ausgeprägter das räumliche Denken und daher - desto perfekter das Baggern...

Ab sofort beantworte ich übrigens nur Zuschriften mit Handabdruck.

24
Nov
2005

Liebeskummer lohnt sich nicht

Aus gegebenem Anlass habe ich mich einem interaktiven Online-Depressions-Selbsttest unterzogen. Egal, an welchem Ende des Stimmungsspektrums man sich befindet: das sollte man sich nicht entgehen lassen!

Nachdem ich alle 423 Fragen wahrheitsgemäß beantwortet hatte, füllte sich mein Bildschirm mit Popup-Werbung für Lichttherapielampen, während zugleich das automatische Ortungssystem der Telefonseelsorge aktiviert wurde.

Zu Validierungszwecken täuschte ich beim zweiten Durchgang beste Laune vor und bestätigte, dass ich Job und Privatleben reibungslos absolviere, an der Bushaltestelle nur vor Kälte weine, und in den letzten Wochen mehrere Luft- und Karrieresprünge gemacht habe. Der Computer attestierte mir eine leichte depressive Verstimmung und empfahl mir, es mir so richtig gut gehen zu lassen.

Ich frage mich bloß, woher ich die Zeit dazu nehmen soll?
So eine Depression erhält sich schließlich nicht von selbst.

23
Nov
2005

Elternsprechtag

Gestern war Elternsprechtag. Das bedeutet: eine Stunde am überhitzten, unterbeleuchteten Gang vor der Klassentür ausharren, zusammengekauert auf der etwa 30 Zentimeter hohen Garderobenbank. Zieht man die Zeitung heraus, riskiert man sowohl seinen Platz in der Schlange als auch seinen Ruf als minimal sozialkompetent.

Ich unterhielt mich also gerade mit Mutter A, die vor sieben Jahren einem Genie das Leben geschenkt hat, als Mutter B dazukam. Nun muss man wissen, dass mein Kind tags zuvor der Tochter von Mutter B, nicht aber dem Genie von Mutter A, eine Einladung zu ihrem Geburtstagsfest überreicht hatte. Bevor das auffliegen konnte, simulierte ich heftiges Handyvibrieren und entfernte mich murmelnd. Dabei stieß ich mit Mutter C (keine Einladung) zusammen, die begann, ihr Apfelmuffin-Rezept zum besten zu geben, was Mutter D (Einladung) anlockte, wodurch wiederum Gefahr im Verzug war.

In diesem Moment war ich endlich an der Reihe. Mutter D rief mir nach, "Sarah kommt gerne", dann schloß sich die Klassentür hinter mir. Zwanzig Minuten später kam ich wieder heraus und sofort klammerte sich die schluchzende Mutter C ("Warum?!?") an mich, während Mutter A sich in einer dunklen Ecke an Mutter B vergriff, begleitet von spitzen Schreien von Mutter D.

Ich gebe zu, den letzten Teil habe ich nur geträumt.
Glaubt mir, es war kein schöner Traum.

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