8
Dez
2005

...

Der Sommer bevor ich dich kannte

Einatmen oder Ausatmen
Mit Leuchten in den Augen
Aber ohne Erwartung

Und das Zuhause das ich suche
Wenn deine Umarmung zerbricht

Sprachlos

Jetzt hat's mich also erwischt. Nachdem ich meinen kränkelnden Körper drei Tage lang ignoriert habe, hat er beschlossen, mich dort zu treffen, wo's wirklich wehtut: Meine Stimme ist weg.

Kann aber auch sein, dass mich nur das Leben sprachlos macht. In meinen Fieberträumen ließ ich heute Revue passieren, was aus jenen Männern geworden ist, die mich vor einem Jahr interessierten.

Da war zunächst der Zoologe und zweifache Vater, den ich in der Langen Nacht der Museen hinter den Wasserflöhen fand. Wir waren sechs Mal essen, bevor er mir anvertraute, dass er eine Freundin hatte. Ich traf ihn unverbindlich weiterhin und wartete ab. Zweimal übernachtete er nackt auf meinem Sofa, aber das war während der Phase, wo ich an eine Zukunft mit P. glaubte und so griff ich nicht hin. Inzwischen bin ich sein bester Kumpel und darf ihn regelmäßig in Liebesdingen coachen. Gestern hat er mir offenbart, dass er sich von seiner Freundin getrennt hat, weil er nun mit 43 endlich die Frau kennengelernt hat, die er heiraten wird...

WachauDann war da der Schauspieler, den ich mir im Sommertheater von der Bühne gepflückt hatte. Er führte mich in Wiens genialste Künstlerlokale und brachte mir in der Eden Bar ein Ständchen: "We've got tonight." Ich wäre fast geschmolzen, hätte er mir nicht zugeraunt, dass ich mit den Strichcodes auf meinen Lebensmitteln aufpassen soll. Die werden eines nahen Tages vom Satan aktiviert und nur jene, die gewarnt sind, werden überleben. Er wollte mich aber sofort anrufen, wenn er das Zeichen bekäme. Ich sagte, ein SMS genügt auch...

Und schließlich P., mit dem ich eine wunderbare Verbindung spürte. Fast acht Monate lang. Dann wurde aus Dr. Jekyll plötzlich Mr. Hyde.

Eventuell hätte ich diesem Strichcode auf seiner rechten Brust mehr Beachtung schenken sollen?

1
Dez
2005

Märchenprinz oder Geld zurück

Ein Buch, auf dessen Titel die Garantie prangt "Heiraten Sie innerhalb von drei Jahren Ihren Traummann, oder Sie bekommen Ihr Geld zurück!" macht märchenprinz-programmierte Mädels wie mich neugierig. Also habe ich vor mittlerweile einem Jahr dieses Buch - "Stop getting dumped" von Lisa Daily - gekauft. Innerhalb eines Abends war es gelesen und der Vorsatz gefasst, von nun an alles anders zu machen... Nun denn, ich befolgte die Regeln und siehe da: zwei Monate später hatte ich zum ersten Mal in vier Jahren einen festen Freund, der seine Zahnbürste bei mir unterstellte, mit mir mitten im Winter einen Sommerurlaub plante, und mir einfach so Blumen schenkte.

Leider erwies sich "Stop getting dumped" als nur allzu zutreffender Titel. Er hat mich nämlich nicht im engeren Wortsinn verlassen - "dumped". Man könnte eher sagen, dass er eine Beziehung mit einer persönlichen Krise angefangen hat. Und nachdem er zu seiner Krise deutlich netter als zu mir war, zog ich mich zurück. Ich hoffe, dass seine Krise das Buch auch gelesen hat. Eine von uns bekommt in zwei Jahren 11,50 Euro von einer gewissen Lisa Daily überwiesen ;-).

Für alle, die jetzt neugierig sind, hier die banalen Ratschläge:
- Verwöhne dich selbst! Richte dich immer so her, als würdest du heute den Mann deiner Träume treffen!
- Date immer drei Männer parallel, dann wirkst du entspannter!
- Verbringe jedes dritte Wochenende mit Freunden oder Familie, aber auf keinen Fall mit IHM!
- Nimm Dates nur an, wenn sie mindestens 48 Stunden in der Zukunft liegen!
- Ruf *nie* einen Mann an! Fahr nie einem Mann entgegen, lass dich immer abholen! Bezahle nie die Rechnung!
- Sag nie das Wort "heiraten" in seiner Gegenwart! Sag nie als erste "ich liebe dich"!

30
Nov
2005

Vor Weihnachten nicht mehr

Die Gegner der sonntäglichen Ladenöffnung argumentieren gerne, dass man eine "kollektive Ruhezeit" braucht. Einen Tag, an dem Arbeit und Konsum tatsächlich Pause machen, einen Tag, der fürs Familienleben (so man ein solches sein eigen nennt) reserviert ist.

Damit kann ich mich schon anfreunden. Schwerer tu ich mich mit kollektiven Auszeiten, die über ein Monat dauern. Eine solche bricht regelmäßig Ende November aus. Untrügliches Zeichen, dass es wieder so weit ist, ist der Satz "Vor Weihnachten geht sich das aber nicht mehr aus!"
Und nach Weihnachten ist sowieso Funkstille. Bis Ehekrisen und Familienstreitereien beigelegt sind, der Silvesterrausch ausgeschlafen und der Christbaum umweltfreundlich-lamettafrei entsorgt ist. Macht alles in allem sechs bis sieben Wochen Ausnahmezustand.

"Vor Weihnachten geht sich das nicht mehr aus!" - Beim ersten Mal trifft dieser Satz mich meist noch unvorbereitet (diesmal: 22.11., 17:53 Uhr, Call Center eines Möbelhauses). Spätestens ab dem ersten Adventsonntag ergänze ich dann selbst jede Frage vorsichtshalber mit "natürlich nach den Feiertagen". Man will ja nicht anmaßend erscheinen. Gehen wir mal auf einen Kaffee, n.n.d.F.? Können Sie das Buch für mich bestellen, n.n.d.F.? Bitte noch zehn Deka Emmentaler, n.n.d.F.!

Liebe Leute, gebt doch zu, dass Ihr nicht vorhabt, wegen meiner Kaffeejause / Buchbestellung / Käseplatte Euren Dauerpunschrausch zu unterbrechen!
(Nein, natürlich, es genügt im Jänner...)

29
Nov
2005

Ein Modernes Märchen

Burg Es war einmal ein Königssohn, der lebte in einer Burg, die von einem riesigen Burggraben umgeben war. Der Königssohn war am liebsten allein und hatte deshalb die Zugbrücke meistens hochgezogen. Manchmal allerdings ritt er auf seinem Pferd, das Latein konnte und daher auf "Audi!" hörte, zu seinen Untertanen. Da er mit seinen tiefblauen Augen den Menschen bis in die Seele schauen konnte und oft besser wußte als sie selbst, was gut für sie war, war er sehr beliebt. Man wunderte sich nur, warum er sich nicht endlich eine Frau suchte.

Am anderen Ende des Reiches wohnte ein lebenslustiges Mädchen, das viele Freunde hatte und oft bei ihnen eingeladen war. So begab es sich, dass es bei einem Geburtstagsfest den Königssohn kennenlernte. Es war mitten im tiefen Winter und der Königssohn hatte sein Pferd nicht dabei. Das gutmütige Mädchen besaß ein Pony und brachte den Königssohn in der sternenklaren Nacht in seine Burg zurück. Dabei verliebte es sich unsterblich in ihn.

Um seinen Königssohn zu bekommen, musste es aber drei Aufgaben lösen, wie das damals so üblich war. Die erste Aufgabe lautete, dass sie elf Monde auf ihn warten musste, ohne in der Zwischenzeit einen anderen Mann auf ihr Lager zu lassen. Als sie das geschafft hatte, sagte er zu ihr: "Du hast nun Geduld und Ausdauer bewiesen. Zwei Aufgaben hast du trotzdem noch zu bestehen."

Die zweite Aufgabe lautete, dass sie alles Silber, das in seiner Burg zu finden war, polieren, zählen und nach Größe ordnen sollte. Als schließlich alles blitzte und funkelte, gab der Königssohn ein Bankett und lud alle seine Freunde ein, und immer noch war sauberes Silberbesteck übrig. Danach sagte er zu dem Mädchen: "Du hast nun Ordnungsliebe und Intelligenz bewiesen. Eine Aufgabe hast du trotzdem noch zu bestehen."

Die dritte Aufgabe lautete, dass das Mädchen ein Haar am Körper des Königssohnes finden sollte. Sie suchte und suchte und meinte schon, aufgeben zu müssen. Schließlich kam ihr der Königssohn zu Hilfe (denn er hatte sich auch in sie verliebt) und ließ sich ein Haar wachsen. Dann sagte er: "Du hast nun bewiesen, dass du mich wirklich liebst. DAS MACHT MIR JETZT DOCH EIN BISSCHEN ANGST."

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute
in getrennten Wohnungen und pflegen ihre Neurosen.

28
Nov
2005

Muttersprache, Tochtersprache

Ich habe immer gehofft, dass meine Tochter meine Liebe zum Bücherlesen erbt. Als sie dann als Erstklasslerin mit mir in einer Buchhandlung stand, ein Buch nach dem anderen öffnete und bei jedem fassungslos feststellte, "Das kann ich auch lesen..." - da wußte ich, dass es mit diesem Wunsch besser geklappt hatte als mit dem betreffend die Vererbung meiner Locken.

Wir können auch über Wörter philosophieren. Etwa in der Form:
Sie (4): Der Mittwoch ist eigentlich kein richtiger Tag.
Ich: Warum nicht?
Sie: Sonst würde er ja Mittag heißen.

Mittlerweile lerne ich auch was dazu, beispielsweise, wie man "super" steigert:
super - URsuper - UREsuper

Anhand eines konkreten Beispiels: Dass ich ihr einen Schal stricke, findet meine Tochter super. Dass die Wolle nicht kratzt, ist ursuper. Und ich persönlich meine, es ist uresuper, dass das Ding schon 45 Zentimeter lang ist...

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