2
Mrz
2006

Litfaßsäule

You Are A Woman!

Congratulations, you've made it to adulthood.
You're emotionally mature, responsible, and unlikely to act out. You accept that life is hard - and do your best to keep things upbeat. This makes you the perfect girlfriend... or even wife!

1
Mrz
2006

Speed Bragging

Zu meinem Bekanntenkreis zählen zwei attraktive Frauen, in deren Leben scheinbar alles nach Plan lief und läuft. Als Draufgabe haben sie gut bezahlte Jobs, funktionstüchtige Ehen und entzückende Kinder.

Brag Lady No.1 traf ich beruflich. Sie wurde der Kollegenschaft bei einem legendären Heurigenabend vorgestellt. Und brachte in ihrem ersten(!) Satz unter, dass sie Eliteschule-Absolventin, Mutter, Ehefrau eines erfolgreichen Anwalts, Geländewagenfahrerin, Villenbesitzerin im Nobelbezirk und Liebkind ihres Ex-Chefs war. Selbst nach jahrelangem Training ist mir Vergleichbares noch nicht gelungen, ich verheddere mich spätestens im 6. Nebensatz.

Brag Lady No.2 begegne ich hin und wieder in der U-Bahn. Wir fahren dann nur eine Station gemeinsam, aber danach fühle ich mich sehr klein. Heute genügten ihr 2,5 Minuten, um mir von ihrer blühenden Werbeagentur, Pressekonferenzen mit den bekanntesten Urologen und Pulmologen des Landes, dem exzellenten Schulerfolg ihrer 6jährigen und einer geplanten Kenia-Reise zu berichten.

Die beiden sind lebendige Werbeplakate für ihr Glück. Irgendwie kann ich mich trotz allem des Eindrucks nicht erwehren, dass sie in erster Linie sich selbst überzeugen wollen.

28
Feb
2006

Schafes Käse

Ein Anwalt ergibt den nächsten, und so hatte ich gestern erneut ein paar Stunden Zeit, diese Spezies zu genießen. Ein Schulkollege hat sich vor einem Jahr (paradoxerweise) auf dem Spezialgebiet Mergers & Acquisitions selbstständig gemacht. Wann immer wir uns bei viel gutem Wein treffen, ist der Andere ein beliebtes Diskursthema. Denn die beiden verbindet außer dem Beruf auch das Musikstudium, die gemeinsame Konzipientenzeit, die Freude an Kammermusik sowie eine fallweise Gravitationsbewegung in Richtung einzelner meiner Körperteile.

Vom Gestrigen erfuhr ich diese Geschichte: Der Andere war einst in weiblicher Begleitung auf Wiens Hausbergen unterwegs. Sie kamen an eine Hütte von Pfefferkuchen fein und wollten sich mit Molkereiprodukten laben. Da machte sie den Fehler, Schafskäse zu bestellen. Das "s" in der Wortmitte beleidigte sein Ohr derart, dass er an Ort und Stelle den Kontakt zu ihr abbrach.

Überraschen konnte mich diese Story nicht, denn auch mir ist einmal bei einem Telefonat mit ihm dieses Unwort herausgerutscht, wie ich mich erinnere. Er verbesserte mich damals umgehend: "Schafkäse! Ohne S! Oder sagst du etwa auch Kuhskäse?"

Kusskäse?, grinste der Gestrige verschwommen, und ließ Worten Taten folgen.

27
Feb
2006

Desperate Housewife

Kurz nach ihrer Hochzeit 1941 begann die polnische Hausfrau Janina Turek, genaue Aufzeichnungen über ihren Alltag zu führen. Tag für Tag schrieb sie nieder, was sie aß, wen sie traf, was sie kaufte / fand / geschenkt bekam, welche Bücher sie las und welche Fernsehsendungen sie anschaute. Sie füllte - unbemerkt von Ehemann und drei Kindern - bis zu ihrem Tod 57 Jahre später insgesamt 728 Hefte mit 71.000 nummerierten, unkommentierten Einträgen.

Mit 63 Jahren hielt sie kurz inne und fragte sich schriftlich: "Lebe ich, oder tue ich nur so, als lebte ich? Die Aufzeichnungen, die Statistik, soll das ein Selbstbetrug sein? Wenn ich aufhören würde, etwas zu notieren, müsste ich zu mir selber zurückkehren."

Komisch, als ich gestern abend diesen Artikel in der Zeitung las, musste ich ans Bloggen denken und bekam eine Gänsehaut.

26
Feb
2006

In einem früheren Leben

... war ich mit einem flötenspielenden Anwalt liiert, der mein Herz mit einem Melanzaniauflauf und einem Buch von Robert Gernhardt eroberte. Von ihm lernte ich, was ein French Letter ist und wie man die einzelnen Instrumente aus Konzertaufnahmen heraushört. Der Belagerungszustand endete, als ich seine großmütige Kleinkariertheit nicht mehr ertrug - und er nicht die Tatsache, dass ich Haydns Hauptwerke nur unvollständig aufzählen konnte.

Wir verbrachten ein Wochenende im Ferienhaus seiner Eltern an einem Kärntner See. Ohne Sonnenkappe auf dem Kopf und Autoschlüssel in einer Plastikbox um den Hals war er nicht ins Wasser zu kriegen, und schwimmend philosophierte er über den Unterschied zwischen den Wortendungen "-fähig" und "-bar" (wahrscheinlich das intimste Gespräch, das wir je führten). Zwei Stunden später zog ich zu meinem Ex-Mann, der zeitgleich im Hotel am anderen Ufer weilte. Der hatte noch wenigstens den Anstand, nackt zu schlafen.

Nach einem Jahr Funkstille habe ich diesen Anwalt gestern in seiner neuen Kanzlei besucht. Anerkennend festgestellt, dass die grünen Borten des Sisalteppichs perfekt zu den Stühlen passen und ehrlich darüber gelacht, dass er die Bibliothek am Ende des Ganges gewohnt wortwitzig "die indische" nennt. Statt des angebotenen Orangensafts den besten Weißwein aus dem Kühlschrank gefischt und seinen damals bei mir vergessenen Ralph Lauren Schal nicht retourniert. Innerliche Befriedigung gespürt, dass nach wie vor "eine Bekannte" in jedem zweiten Satz von ihm vorkommt, ich aber nicht mehr auf der Liste DIESES Beziehungsunfähigen stehe.

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