25
Jun
2007

Was Frauen sollen

"Scharfzüngig, lieb, großer Busen"...
Workingmama durft mithören, wie eine Frau in einer Männerrunde beschrieben wurde. Das Zitat war die Antwort auf die simple Frage "Wer ist sie?" und stellte die Herren zufrieden, wie am einhelligen Nicken erkennbar war. (Die selbe Frage, in einer Damenrunde gestellt, würde wohl zu einer differenzierteren Auskunft führen: Alter, Beruf, Anzahl der Kinder, Haarfarbe - bei uns braucht es mehr, um ein Bild vor dem geistigen Auge herauf zu beschwören.)

Die Frau mit Zunge und Busen hatte zwei Wochen danach Gelegenheit, einen Teil der Männerrunde kennen zu lernen. Sie wurde höflich nach ihrem Beruf gefragt, aber im übrigen gab man sich mit den vorhandenen Informationen zufrieden. Was eventuell auch daran lag, dass die Herren soeben von einem einwöchigen Nur-Männer-Segeltrip zurückgekehrt waren und
- ans Schweigen gewohnt waren sowie
- über zwei der drei relevanten Körperteilen ohnehin schon alles gesagt war.


Die liebe Frau nutzte die Gelegenheit, herauszufinden, was drei Männer tun, wenn sie eine Woche auf den Weltmeeren gondeln. "Es ist ein Spiel mit Optionen", erfuhr sie. "Abends schauen wir die Mädchen an und denken, naja, wenn man Kroatisch könnte..." Im übrigen sei man mit gutem Alkohol und schlechten Schwulenwitzen ausgestattet. Die Frau weigerte sich, Kajüten und Bord-WC zu besichtigen.

Sie hörte den Gesprächen eine Weile mit dem festen Vorsatz zu, wegen der Hitze nüchtern zu bleiben, und ließ sich schließlich doch kroatischen Wodka namens Vigor einschenken.

14
Jun
2007

Log

Workingmama befindet sich derzeit hier und denkt darüber nach...

12
Jun
2007

(Alp)traum

Ich befinde mich im Wiener Konzerthaus mit seinen diversen großen und kleinen Sälen. Irgendwo in der verschachtelten Architektur befindet sich meine Tochter. Ich habe vier Minuten Zeit, sie zu finden.

Leider wache ich an dieser Stelle nicht auf. Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren ("Wir gehen hinunter", hat sie gesagt. Aber wie weit hinunter? Hat das Gebäude einen Keller? Passen dort 800 Kinder hinein?). Zwei Mädchen im Alter meiner Tochter laufen eine Stiege hinunter. Eine Dame in Konzerthaus-Uniform hindert mich unwirsch, ihnen zu folgen. Ich muss sie finden...

Noch immer wache ich nicht auf. Irre durch die Gänge und verursache auf den dicken roten Teppichen keinen Laut. Meine Finger umklammern die kleine Plastikbox. Ich komme zu einer großen Holztür mit zwei Flügeln. Auf einem Zettel steht "C" und "D" und "Bitte keine Eltern im Probenraum". OK, aber es ist ein Notfall! Welchen Buchstaben hatte bloß die Gruppe meiner Tochter? Ich habe sie doch oft genug zu Proben gebracht. Keine Ahnung. Zwei Kinder öffnen die Tür und schlüpfen hinein. Durch den Türspalt sehe ich, dass der Raum riesig ist. 400 Kinder sind da drinnen nach meiner Rechnung. Ich muss es tun.

Und ich habe es geschafft: Meiner Tochter die (auf ihren Wunsch) giftgrüne Zahnspange aus dem Mund geholt, bevor sie auf Wiens größter Konzertbühne im Chor sang.

Als ich auf meinen Platz schleichen wollte, saß dort schon jemand. "Ein Irrtum" schlug ich ihm vor, doch er hielt mir die exakt idente Karte unter die Nase. "Ach, suchen Sie sich doch irgendeinen freien Platz", meinte die Kartenabreisserin, ohne mir zu erklären, woran man freie Plätze erkennt, bei einem Konzert, wo drei Viertel der Besucher aka Eltern mit Videokameras auf den Sitzlehnen balancieren.

Es war das Festliche Kindersingen der Musikschulen der Stadt Wien. 800 Kinder werden jedes Jahr ausgewählt und bestreiten gemeinsam mit einem Orchester zwei Stunden beachtliches Programm. Diesmal unter anderem mit französischen Liedern aus diesem Film. Wunderschön und sehr professionell.

Meine Bewunderung war grenzenlos:
Wie machen die das, dass 800 Kinder zugleich NICHT aufs Klo müssen?

7
Jun
2007

Rosinenemanzipation

Da saß ich also im Love Whirl Boat im Liebesgarten des Kuschelhotels, und dachte ohne gegebenen Anlass über Emanzipation nach. Also, wir haben uns Wahlrecht, Wegwerfwindeln und Werken statt Handarbeiten erkämpft. Dürfen mit High Heels statt Hosenanzug, und Schminke statt Schulterpölstern ins Büro. Gut so.

Und dann bekommen wir Kinder. Bleiben bei ihnen daheim - kurz, lang, oder für immer. Kriegen alles unter einen Hut, oder auch mal nicht, lesen Bücher gegen schlechtes Gewissen, genießen die Vorteile und hassen die Nachteile. Leben eben.

Aber wehe. Wehe, die Beziehung mit dem Erzeuger der Kleinen klappt nicht. Dann wird er zum Schwein, dass uns Kinder gemacht hat, und sich jetzt aus der Affäre zieht. Mütter mutieren zu wehleidigen Weibchen. Das Selbstwertgefühl wird auf dem Altar der Schuldzuweisung geopfert. Emanzipiert? Nur im Job. Weil der PC nicht in die Pubertät kommt. Weil immer noch die idyllische Kleinfamilie in unseren barbiegetrimmten Gehirnen herum geistert.

Nicht, dass der Vater erwachsener reagieren würde. Er gleicht zukünftige Defizite der vater- und vorbildlosen Kleinen aus, indem er ihnen jeden Wunsch erfüllt, bevor sie ihn artikulieren. Erklärt sich zum Helden, weil er den Hass der Exfamilie schweigend und - vor allem - zahlend erträgt.

Keiner, weder Mutter noch Vater, lebt das eigene Leben. Das Handeln wird vom anderen (der Angst vorm anderen, der Rache am anderen, dem schlechten Gewissen gegenüber dem anderen, der Eifersucht auf den anderen, den Zeitplänen des anderen) bestimmt.

Da saß ich also im (selbst bezahlten) Love Whirl Boat des Kuschelhotels und dachte, wir sollten aufhören, uns die Rosinen aus der Emanzipation heraus zu picken:
Wir lassen uns keine Kinder machen - wir bekommen Kinder.
Wir erwarten nicht, dass ein Mann unseren Lebensstandard sichert - nur den seiner Kinder.
Wir zeigen unseren Töchtern, dass das Leben weitergeht. Auch wenn Ken mit Skipper durchbrennt.

1
Jun
2007

Der Preis der Sauberkeit

"Das ist meine Enkelin, sie ist sehr lieb, aber vom Haushalt hat sie keine Ahnung", wurde ich feierlich vorgestellt. Meine Großmutter hatte sich in den Kopf gesetzt, mir die polnische Putzfrau Reinigungsdame mit Migrationshintergrund ihrer besten Freundin zu vermitteln. Für eine Generalreinigung einmal im Monat.

Damit begann eine Geschichte voller Missverständnisse.
Marta* tauchte schon beim ersten Termin nicht auf. Und das wurde zur Gewohnheit. Nach vier Monaten hatte ich sie immerhin so weit, dass sie anrief und absagte (abwechselnd wegen Migräne und Zahnarzt). Einmal erschien sie doch, hauptsächlich, um meiner Cowparade-Kuh ein Bein abzubrechen. Abgesehen davon verstanden wir uns bei den sporadischen Zusammentreffen ausgezeichnet. Zu Weihnachten brachte sie polnisches Konfekt mit, und kurz später erzählte sie begeistert, sie werde bald heiraten. Als ich ihr zum genannten Termin eine Vase überreichte, brach sie in Tränen aus und schluchzte, sie habe gar nicht geheiratet und ob ich ein Kleid brauche. Der Bräutigam, so habe sich herausgestellt, war nämlich bereits verheiratet.
Kurz darauf verschwand sie und meldete sich nie wieder.

Da ich inzwischen an eine professionelle Badezimmerreinigung pro Quartal gewöhnt war, bat ich Margareta* um Hilfe, auf Empfehlung der Nachbarin meiner Mutter. Auch Margareta hielt nichts von fixen Terminen und rief mich ab und zu an, um ihren Besuch anzukündigen. Sie kam dann auch verlässlich und entschied selbst, was in der Wohnung zu tun war. Einmal bat ich sie, etwas zu bügeln, woraufhin sie alle bedruckten T-Shirts meiner Tochter mit Einstellung "Leinen" misshandelte und mir beim folgenden Termin sagte, sie hasse Bügeln.

Die nächste hieß Agatha* und war vom Pech verfolgt. Eine Wanduhr, ein Gipsengel, eine Obstschale aus St. Maarten, ein Muttertags-Kühlschrankmagnet und ein Mobile segneten nacheinander das Zeitliche. Eines Tages überschüttete Agatha sich selbst sowie alle meine Badesachen, Mäntel, und was sonst noch im Umkreis von fünf Metern war, mit unlöslichem weißen Lack. Unsere Beziehung erfuhr dadurch einen leichten Knacks, aber nach einer Funkstille von zwei Monaten fanden wir wieder zueinander - wohl aus Bequemlichkeit.

Und nun, da mir das Spiel Was-ist-diesmal-kaputt Spass macht, eröffnete mir Agatha vergangene Woche, dass sie nicht mehr kommen könne. Sie werde aber ihre Schwägerin schicken, deren Name gänzlich unaussprechlich ist.

Ich putze schon mal vorsorglich das Bad.


*Namen von der Redaktion nicht geändert

Alltag
Maennerversteherin
Mama
Reiselust
Sentimental
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