Ein Freund, mit der Astrologie näher befasst, sagte mir einen nahenden Jupiter-Jupiter-Transit und damit eine absolute Glückssträhne voraus. Ich nagelte ihn auf ein genaues Datum fest: 21. November.

Nun, abgesehen von meiner depressiven Verstimmung (siehe gestriger Eintrag) zerriss ich unabsichtlich eine Halskette, gaben Backofen und Auto-Heckscheibenwischer zeitgleich den Geist auf, und entbrannte vor mir an der Interspar-Kassa eine Diskussion über angeblich verbilligtes Bier, die mich beinahe einen Termin verpassen ließ. Als nächstes verschob ein wichtiger Mensch per SMS unser geplantes Treffen. Spätabends schließlich bekam meine Tochter die Krise, weil ich bemerkte, dass sie nach 4 Jahren das Nägelkauen aufgegeben hatte - das sollte aber eine Weihnachtsüberraschung für mich werden. Ich mußte schwören, es sofort wieder zu vergessen, was insofern schwierig war, als sie die nächsten drei Stunden schluchzend durch die Wohnung schlich.
Heute früh überhörten wir dann beide den Wecker, was ich aber vermutlich keinem Jupiter-Einfluss mehr zuschreiben darf.

Derzeit lote ich die Möglichkeiten aus, mein Geburtsdatum amtlich verschieben zu lassen.

Das High Tea eignet sich perfekt für einen gemütlichen Sonntagsbrunch mit Freunden. Was mich jedes Mal erstaunt, ist die Schwangerendichte dort. Kein Ort für demoskopische Sorgenfalten jedenfalls. Zu unserem Stammtisch ist heute ein Neuling dazugestoßen. Manager, 40, seit kurzem verheiratet und - richtig! - seine Frau ist schwanger. Da sie auf einer Konkurrenzveranstaltung weilte, konnte er ungebremst seine Gedanken über die baldige Vaterschaft ausbreiten. Wir lauschten ihm gebannt bis zu dem Punkt, wo er meinte, dass er eine Säuglingsschwester buchen wird, falls es ihm nicht gelingen sollte, die Tage nach der Geburt im Job frei zu bekommen.

Dieser Manager hat wirklich alles bestens im Griff. Er delegiert sogar das Bonding (= die Entwicklung der Eltern-Kind-Bindung im Fachjargon)! Oder sollte er seiner Frau bloß nicht zutrauen, mit einem Neugeborenen fertig zu werden? Dann hätte er wohl die Stellenbeschreibung damals besser formulieren sollen...

Mein Ex-Freund hat heute meine Schulfreundin geheiratet. Unkonventionellerweise fand die Hochzeitsfeier bereits gestern abend statt. Der Brautvater begrüßte mich mit den Worten "Sie haben ja auch eine Beziehung zum Bräutigam?", wobei ich nicht genau ausmachte, auf welchem Wort die Betonung lag. Natürlich fühlte ich mich gleich doppelt so single. Gegen derartige Anflüge von Solosentimentalität hilft es verlässlich, sich kurzfristige Ziele zu setzen. Meines lautete: Ich habe ab sofort 12 Stunden Zeit, um mir eine Mitfahrgelegenheit zur Kirche in einem Porsche 911 zu organisieren.

Wenn es wirklich nicht anders geht, können 400 PS durchaus das attraktive Date bei der Hochzeit des Ex ersetzen.