Alltag

21
Dez
2005

Beste Vorzeichen

Ich mache mich gerade auf den Weg zu einem echten Date. Habe zwei Stresspickel, meine Zunge fühlt sich halbseitig geschwollen an, und meine Tochter meint, ich sehe aus "wie ein orange Vampir".
Nur gut, dass ich nicht verliebt bin.

19
Dez
2005

Was denken

... sich Lehrer, die fünf Tage vor Weihnachten den Eltern einen Zettel schicken, auf dem erstmals vom Kinder-Flötenkonzert am 22. Dezember um 17 Uhr die Rede ist? Und von zusätzlichen Proben an den Nachmittagen bis dahin?

... sich diverse Freunde, die auf die Nachricht, dass man nach Puerto Rico fliegt, wie aus der Pistole geschossen mitleidig erwidern: "NUR mit deiner Tochter?"

... sich berufstätige Alleinerzieherinnen, die fünf Tage vor Weihnachten statt Geschenken einen Plastik-Zimmerbrunnen kaufen und im Wohnzimmer installieren?

Kind amtlich gelöscht

Da wir via New York nach Puerto Rico reisen, dürfen wir uns der dortigen berüchtigten Immigration-Zeremonie unterziehen. Mitspielen dürfen nur Passbesitzer, und so habe ich einen solchen für meine Tochter ausstellen lassen. Wollen.

Dienstag: Ausführliche Recherche im Internet. Miteintragung für Kind genügt nicht. Nötig ist Visum (89 Euro) oder eigener Pass (69 Euro). Online Termin für Donnerstag am Passamt organisiert.

Mittwoch: Laut Internet notwendige Unterlagen vorbereitet. Pass vom Vater besorgt, weil Kind keinen Pass bekommt, solange es dort eingetragen ist.

Donnerstag: Auf traditionelles Familien-Geburtstagsfest fürs Kind zugunsten von Termin am Passamt verzichtet. Kind muss nämlich dabei sein. Passantrag abgegeben. Gerichtlicher Obsorgebeschluss mit Rechtskraftstempel fehlt, daher alles umsonst. Nein, immerhin wird Kind aus Elternpässen ausgetragen: "Kind amtlich gelöscht".

Freitag: Um 8 Uhr früh beim Bezirksgericht Obsorgebeschluss besorgt. Mittags samt Kind wieder aufs Passamt. Unterlagen ausgebreitet. Festgestellt, dass man für Einreise in die USA zusätzlich eine Vignette braucht, wenn der Pass neu ist. Bearbeitungszeit: Fünf Tage. Panik. Zuwenige Passbilder dabei. Im letzten Moment draufgekommen, dass im Pass der zweite Vorname nicht vorkommen darf, weil er auf dem Ticket auch nicht steht. Bei Abweichung keine Einreise in die USA möglich.

Samstag: Versuch, versäumte Arbeitsstunden im Büro nachzuholen. Kindergeburtstag.

Montag: Wieder aufs Passamt, fehlende Fotos abgeben.

Dienstag bis Freitag: Zittern, dass sich das alles ausgeht.

18
Dez
2005

Weihnachtskollektion

Heute haben wir beschlossen, dass wir dieses Jahr auf den Christbaum verzichten. Schließlich hätten wir nur einen Abend was davon, weil wir dann weg sind. Und die Bescherung ist sowieso ins Haus meiner Eltern outgesourced.

Vor zwei Tagen war im Radio ein spannender Bericht, bei dem ein Reporter einen Christbaumverkäufer interviewte. Er stellte die Frage, die uns allen unter den Nägeln brennt:
"Wohin geht dieses Jahr der Trend, CHRISTBAUMTECHNISCH?"

Überraschenderweise war der Verkäufer darauf nicht vorbereitet. Dabei wäre es doch so einfach gewesen: Modefarbe grün, A-Linie, bodenlang.
Steht mir ohnehin nicht.

13
Dez
2005

A-Sinn, B-Sinn, Un-Sinn

Mit (Lebens-)Plan A ist auch Sinn A flöten gegangen.
Also auf zu Plan B und Sinn B.

B-sinnlich verbringe ich diesen Advent mit meiner Tochter. Sonntags zünden wir natürlich immer die Kerzen auf dem Adventkranz an. Dann legen wir Vonda Shepards "A Very Ally Christmas" in den CD-Player und tanzen, was das Zeug hält.

Vonda hat kürzlich in Wien ein tolles Konzert gegeben. Trotz Schwangerschaft war sie gleich zweimal hintereinander 90 Minuten auf der Bühne, hat gesungen, getanzt und diverse Instrumente gespielt. Meine Freundin und ich haben uns nach Ende des ersten Konzerts eine Stunde lang im WC verschanzt und uns dann beim Late Night Auftritt nochmals hinein geschummelt.

Dadurch haben wir auch folgende Szene mitbekommen, die sich zwischen den Konzerten vor der WC-Tür abspielte: Der Drummer der Band ist mit einer Österreicherin verheiratet und kam in den Genuß, seine erweiterte Verwandtschaft kennenzulernen. Alles Wiener wie von Manfred Deix gezeichnet. Bei der Vorstellungsrunde fiel der Satz: "This is the man from my sister." Das Zähneknirschen des Drummers war bis in die hinterste WC-Kabine zu hören.

12
Dez
2005

Die Feigenblatt-Erpresser [3.12.3005]

Gestern abend war ich bei einer Freundin zum Wok-Kochen eingeladen. Ebenfalls eingeladen war ihr inzwischen mit (abwesender) schwangerer Ehefrau versehener Ex-Chef / Ex-Freund / Ex-Scheidungsgrund. (Diese Funktionen füllte er in den letzten 15 Jahren in chronologischer Reihenfolge aus.) Der Drittes-Rad-am-Wagen-Falle konnte ich nur durch heftiges Flirten entgehen, was wiederum einen hohen Pflaumenwein-Konsum voraussetzte.

Naja, jedenfalls wurde es dann doch recht lustig. Wir diskutierten darüber, ob Freundschaften zwischen Männern und Frauen möglich sind, wie man sich beim ersten Date zu kleiden hat und wo es heute noch Fototapeten gibt, außer in meiner Sauna.

KnieVor kurzem war ich mit meiner Jugendliebe in ebendieser Sauna. Aus Spaß haben wir uns gegenseitig, nur mit künstlichen Feigenblättern bekleidet, vor dieser Kulisse fotografiert. In einem Anfall hitzeinduzierter geistiger Umnachtung habe ich ihm die Bilder gemailt.
Bis dahin hat er alles getan, was ich wollte.
Jetzt tue ich auch alles, was er will.

11
Dez
2005

Home Alone

Gestern, 23.15 Uhr. Ich sitze harmlos strickend im Wohnzimmer, als plötzlich ein Auto hinter meinem Balkon zufährt. Das passiert selten, weil da eine Sackgasse ist. Das Auto bleibt auf dem einzigen Parkplatz stehen und ich warte, dass die Scheinwerfer ausgehen. Tun sie aber nicht. Fünf Minuten (zwei Strickreihen). Zehn Minuten (noch zwei). Eigenartig. Ich gehe zur Balkontür und ziehe den Vorhang weg, sodass ich von draußen sichtbar bin. Daraufhin fährt das Auto weg. Ich laufe auf die andere Seite der Wohnung und sehe es mit 50 km/h durch die 30er-Zone davonbrausen.

Nun gibt es drei Möglichkeiten:
(a) Ich habe einen Verehrer.
(b) Böse Buben inspizieren nachts das Gebiet.
(c) Der Anblick von mir im Schlafrock schlägt selbst Knight Rider in die Flucht.

Leider ist (c) nur ein Scherz *ha* und (a) auszuschließen, weil man bekanntlich in meinem Alter mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Ticket fürs Robbie-Williams-Konzert ergattert als einen interessierten Mann.

Sieht aus als bliebe mir nichts anderes übrig, als das Bestmögliche aus Variante (b) rauszuholen.
Nacktstricken ist angesagt.

30
Nov
2005

Vor Weihnachten nicht mehr

Die Gegner der sonntäglichen Ladenöffnung argumentieren gerne, dass man eine "kollektive Ruhezeit" braucht. Einen Tag, an dem Arbeit und Konsum tatsächlich Pause machen, einen Tag, der fürs Familienleben (so man ein solches sein eigen nennt) reserviert ist.

Damit kann ich mich schon anfreunden. Schwerer tu ich mich mit kollektiven Auszeiten, die über ein Monat dauern. Eine solche bricht regelmäßig Ende November aus. Untrügliches Zeichen, dass es wieder so weit ist, ist der Satz "Vor Weihnachten geht sich das aber nicht mehr aus!"
Und nach Weihnachten ist sowieso Funkstille. Bis Ehekrisen und Familienstreitereien beigelegt sind, der Silvesterrausch ausgeschlafen und der Christbaum umweltfreundlich-lamettafrei entsorgt ist. Macht alles in allem sechs bis sieben Wochen Ausnahmezustand.

"Vor Weihnachten geht sich das nicht mehr aus!" - Beim ersten Mal trifft dieser Satz mich meist noch unvorbereitet (diesmal: 22.11., 17:53 Uhr, Call Center eines Möbelhauses). Spätestens ab dem ersten Adventsonntag ergänze ich dann selbst jede Frage vorsichtshalber mit "natürlich nach den Feiertagen". Man will ja nicht anmaßend erscheinen. Gehen wir mal auf einen Kaffee, n.n.d.F.? Können Sie das Buch für mich bestellen, n.n.d.F.? Bitte noch zehn Deka Emmentaler, n.n.d.F.!

Liebe Leute, gebt doch zu, dass Ihr nicht vorhabt, wegen meiner Kaffeejause / Buchbestellung / Käseplatte Euren Dauerpunschrausch zu unterbrechen!
(Nein, natürlich, es genügt im Jänner...)

27
Nov
2005

Danke, Isabella!

Zaehne

Ich habe eine harte Nacht hinter mir: die beste Freundin meiner Tochter hat bei uns geschlafen. Wobei - das Wort "geschlafen" trifft es wohl nicht ganz. Mein Überleben verdanke ich zwei kleinen gelben Gummi-Ohrenstöpseln. Jedenfalls gönnte ich mir nach Wegräumen des Vier-Sterne-Frühstücksbuffets für die Prinzessinnen am späten Vormittag (= um acht Uhr) eine ganze Kanne Tee und die Wochenendezeitung. (Die Ohrenstöpsel hatte ich gar nicht erst entfernt.)

Da stieß ich auf eine TV-Kritik von Isabella Wallnöfer. In der der Satz "Sie neigt zum psychotherapeuteln" vorkam. Ist das nicht ein putziges Wort? Ich musste gleich an einige Freundinnen und Freunde denken (sorry, ich mag Euch trotzdem!), für deren Lieblingsbeschäftigung ich nun endich einen Namen habe. Ihre Gespräche beginnen, je nach Zeitspanne seit der letzten Trennung, wahlweise mit "Wie geht's der Beziehung?" oder - ohne Umweg - mit "Ich bin jetzt glücklicher Single." Beides sind Sätze wie Tretminen. Spätere Flucht ist dem Zuhörer nur mehr durch hartnäckiges Leugnen, jemals die Namen Gibran und Coelho gehört zu haben, möglich.

Ach, und übrigens - wie geht's denn der Beziehung?

26
Nov
2005

Die mit der Stricknadel kämpft

Heute war ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Wollgeschäft. (Der Handarbeitsunterricht in der Volksschule ist ja bis auf einen orangefarbenen Socken Größe 57 spurlos an mir vorübergezogen.)

Es begann völlig harmlos, ich wollte nur eine Freundin begleiten. Zehn Minuten später verließ ich das Geschäft mit zwei Knäuel Wolle und zwei Stricknadeln vom Umfang meines Unterarms ("da geht schneller was weiter"). Da ich ein sehr inkonsequenter Mensch bin, werde ich wohl die nächsten 15 Jahre die Wohnung mit 4 x 29 Maschen graugrün meliertem Kinderschal teilen, die mir bei jedem Aufräumen meine Charakterschwäche vor Augen führen.

Aber immerhin werde ich heute noch anschlagen!
Das klingt ziemlich aktiv-selbstbestimmt, finde ich.
Besonders für einen Samstag Abend.

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