12
Mrz
2006

Erleuchtung

Gerade ist mein Vater hier hereingeschneit, um mir beim Anbringen einer Deckenleuchte zu helfen. Üblicherweise ziehe ich ja minderjährige ungelernte Pfuscher aus EU-Beitrittsländern dafür heran, weil die immer noch talentierter sind. Die Männer aus meiner Familie haben sich bereits mit kraterartigen Löchern hinter sämtlichen Bildern und rund um die Lichtschalter verewigt.

[15 Minuten Unterbrechung wegen Kurzschluss]

Nun hängt die Lampe... und mein Vater ist auch wieder weg. Ich glaube, ich habe ihn mit folgendem Dialog beunruhigt:
Er: Der Frühling scheint wirklich zu kommen, Mama werkt auch im Haus. Sie räumt gerade die Kästen im Badezimmer aus.
Ich: Vielleicht zieht sie aus?
Er: Ach ja, könnte sein. Ich habe nicht so genau zugehört...

Jedenfalls blieb er nicht einmal zum Kaffee.

11
Mrz
2006

Give me five

Angeblich ist man ja von jedem anderen Menschen auf der Welt nur fünf Händedrücke weit entfernt. Will heißen, ich kenne garantiert jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der mit jemandem in der Schule war, der Robbie Williams / Bill Gates / dem Dalai Lama einmal gezeigt hat, wo das nächste WC ist (und ihm bei der Gelegenheit die Hand geschüttelt hat).

Eine interessante Möglichkeit, diese These zu überprüfen, ist das Gratis-Netzwerk www.openbc.com. Man registriert sich und outet seine (registrierten) Bekannten als "Kontakte". Wenn man irgendeine Person aus dem Netzwerk anklickt, erstellt der Computer sofort eine Kontakte-Kette zu dieser Person. Meist liegen nur ein, zwei Personen dazwischen.
(Übrigens solche, von denen man nie vermutet hätte, dass sie wissen, wo das WC ist.)

Um es abzukürzen, werfe ich mal die Mutter vom Physiotherapeuten des Österreichischen Ski-Nationalteams, die Begleiterin von Starkoch Reinhard Gerer auf der diesjährigen Oscargala sowie die Babysitterin von José Carreras in die Runde. Bitte um angemessene Tauschangebote (siehe oben)!

10
Mrz
2006

< hymne >

Dieser Eintrag ist dem Mann gewidmet, der seinen Kaffee so trinkt wie ich. Das Leben hat ihn mit einer Menschenkenntnis vom Kaliber seines fahrbahnfüllenden SUV ausgestattet, und beide hatte er dabei, als er mich gestern abholte. Im Livingstone, bei exquisiten Filetsteak begleitet vom besten Wein, den die Karte hergab und der Kellner versteckte, traf er abendfüllend die richtigen Worte und war noch dazu amüsant.

Das Tüpfelchen auf dem I war aber der dreifache Capuccino von Starbucks, mit dem er heute im Büro aufkreuzte und für den er eine angefangene Stunde in der innerstädtischen Tiefgarage in Kauf genommen hatte.
Ich habe ihm eine Erwähnung in meinem Blog versprochen.
Voilà. Er hat es sich verdient.

< / hymne >

9
Mrz
2006

Ungoogle My Heart

Obwohl ich noch keine Excel-Liste brauche, um den Überblick über meine Exmänner zu bewahren, lohnt es doch, einmal zu recherchieren, was aus dem einen oder anderen geworden ist.

Ganz oben auf der Liste der beruflich Erfolgreichen stehen der hierorts schon erwähnte Anwalt, der Internist und der Finanzmarktexperte. Auch der Architekt hat den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft, wenn auch versehen mit dem Familiennamen seiner Frau. Im Privatleben schaut’s freilich nicht so gut aus. Die drei Erstgenannten blieben (na ja, meines Wissens) nach mir single, so groß war der Schock. Einer brauchte gar zwei Monate Aufenthalt in Marrakesch, um den notwendigen „inneren Wandel zu vollziehen“.

Den besten Griff hatte ich wohl mit zarten 16. Meine Jugendliebe lebt seit Jahren mit seiner Freundin zusammen und plant gerade das dritte Kind. Auch im Job läuft’s gut.

Dann wäre da noch der Studienkollege, dessen Mutter uns Tee servierte, als wir im Kinderzimmer gerade die Satinbettwäsche ausprobierten. Laut Google hat er es zum Betreiber eines Online-Forums für Flipperfreunde gebracht.
Nicht zu vergessen der knackige Keyboarder, der Gerüchten zufolge seine Ex-Tante ehelichte (nachdem sich sein Onkel von ihr scheiden ließ) und seinem Berufswunsch, in einer Band zu spielen, noch mit 40 folgt.

Schließlich gab es noch einen, den kann ich leider nicht googeln.
Weil er mit Nachnamen so heißt wie eine weltweite Fastfood-Kette.

8
Mrz
2006

Alchi-Mist

Dazu fällt mir eine Geschichte ein.
Sie trug sich in einer kalten Novembernacht B.B. (before blog) zu. Ein Gentleman hatte mich nach einer Party zu meinem Auto begleitet und sich noch kurz auf den Beifahrersitz gesetzt, obwohl mangels Standheizung bzw. Verliebtheit keine Hoffnung auf Körpererwärmung bestand. Das Gespräch war (trotzdem? deshalb?) angeregt und anregend. Schließlich kritzelte er etwas auf die Party-Einladung und klemmte sie mir "für später" hinter die Blendschutz-Klappe. Beim Aussteigen gab er mir den Auftrag, Seite 99 in Paolo Coelhos Alchimisten zu lesen, dann würde ich verstehen, worauf er im Leben wartet.

Wer jetzt nicht nachschauen gehen will oder dieses Buch noch nicht 7x geschenkt bekommen hat, dem sei mit dem Hinweis geholfen, dass es dort um die schicksalhafte Begegnung von Mann und Frau, im konkreten Fall an einem Brunnen, geht: "(...) Und wenn diese Menschen einander begegnen und ihre Augen sich finden, dann (...) gibt es nur noch (...) diese absolute Gewissheit, dass alle Dinge unter der Sonne von der gleichen Hand aufgezeichnet wurden, von der Hand, (...) die eine Zwillingsseele für jeden Menschen vorgesehen hat (...)."

Daheim las ich, was auf der Einladung stand: "Es war wunderschön, Love in Paris an Dir zu bewundern, Dein helles Lachen zu spüren und in Deine Locken einzutauchen."

Das fand ich viel schöner.

Katie on my iPod

First of all must go your scent upon my pillow
And then I'll say goodbye to your whispers in my dreams
And then our lips will part in my mind and in my heart
'cause your kiss went deeper than my skin.

First of all must fly my dreams of you and I
There's no point of holding on to those
And then our ties will break for your and my own sake
Just remember this is what you chose.

I'll shed like skin our memories of lazy days
And fade away the shadow of your face.

Piece by piece is how I'll let go of you
Kiss by kiss will leave my mind one at a time
One at a time.

Tag, Frauen!

Frauenthemen liegen heute in der Luft. Einmal im Jahr kann man in den Medien die Bilanzen lesen, im doppelten Wortsinn rohe Zahlen wie: 70 Prozent der Armen der Welt sind Frauen, zwei Drittel der Arbeit auf der Welt werden von Frauen (meist unbezahlt) verrichtet, alle 15 Sekunden wird eine Frau Opfer von Gewalt, usw, usw. Und natürlich sind Politik und Gesellschaft schuld an der Misere. Reden wir doch kurz darüber und wechseln wir dann das Thema: Nächste Woche schon stehen Weltstaudammtag (14.3.) und Tag des Konsumenten (15.3.) auf dem Kalender...

Heute improvisiert in irgendeiner Wellblechhütte eine mehrfache Mutter eine Mahlzeit für die Großfamilie. Heute wird irgendwo eine Frau mißhandelt und traut sich nicht, zu gehen, weil sie kein eigenes Geld hat. Eine Frau fürchtet sich vor Zwangsheirat, eine andere vor der geplanten Beschneidung ihrer jüngsten Tochter. Sie alle haben keine Ahnung vom Weltfrauentag.

Aber sie sind es, denen wir unsere Stimmen leihen müssen. Bei allen - berechtigten! - Forderungen, die in unseren Breiten noch offen sind, sollten wir nicht vergessen, dass unsere körperliche Integrität rechtlich geschützt, wirtschaftliche Unabhängigkeit zumindest theoretisch möglich, und Gleichberechtigung sehr wohl das Papier wert ist, auf dem sie steht.

Also: Nicht raunzen, sondern helfen. Ich übernehme heute eine Patenschaft in Afrika.

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