5
Apr
2006

Tic it like Beckham

David Beckham hat sich als Zwangsneurotiker geoutet. Er legt Dinge penibel in eine Reihe, erträgt Unordnung nicht und hat immer eine gerade Anzahl an Getränkedosen im Kühlschrank. Hat man einmal jemanden mit Zwangsstörung in action beobachtet, ist einem klar, dass das kein Spaziergang ist. Ich weiß wovon ich rede. Einmal habe ich eine schlaflose Urlaubswoche in einem Apartment direkt unter einem Menschen mit Waschzwang verbracht. Und einmal eine Beziehung mit jemandem, der mitten in der Nacht die Bestecklade des Geschirrspülers wieder ausräumte, wenn ich die Gabeln nicht einheitlich ostwärts eingeordnet hatte.

Konsequenterweise bin ich ein Fan von Monk. Gestern gab es da wieder eine entzückende Szene, in der er Luftblasenverpackung in der Hand hält, die Blasen einzeln zerplatzt und dazu resignierend meint, "Mir bleibt keine Wahl."
Mir auch nicht. Solche Männer reizen mich wie Bubblewrap.

4
Apr
2006

Textökonomie

Neulich im Café: Ich vertiefe mich mit M. in die Psychen abwesender Männer während meine Tochter, statt dabei was zu lernen, Teilnahmescheine für ein Wochenende in Bukarest (Einsendeschluss: 27.2.2001) ausfüllt. Plötzlich wedelt sie mit einem anderen Stück Papier unter M.s Nase. Darauf hat sie fehlerfrei geschrieben, "Du schaust aus wie ein 18jähriges Mädchen".

M., muss man wissen, hüllt etwa doppelt soviele Jährchen in einen Übergangsmantel des Schweigens. Die Botschaft bringt sie daher zu heftigem Erröten, gefolgt von einem Adoptionsantrag. Besagten Zettel möchte sie an prominenter Stelle in ihr Büro pinnen.
"Ich will auch so einen Zettel", bringe ich meine älteren Rechte als leibliche Mutter ins Spiel. Der Zufall will es, dass gerade Platz ist an meiner Pinwand!

Töchterchen schnappt ein zweites Stück Papier, kritzelt folgsam, und schiebt es mir über den Tisch.
"Du auch", steht drauf.
Zu besichtigen täglich zu Geschäftsöffnungszeiten.

3
Apr
2006

Fäden ziehen

Als ich meinen späteren Ex-Mann kennenlernte, hatte ich gerade eine heimliche Affäre mit einem Radiojournalisten beendet. Heimlich deshalb, weil seine Freundin nichts von mir wusste und ich (zu Beginn) nichts von ihr. Ich erzählte dem Mann, den ich heiraten würde, die Geschichte. Um sie zu illustrieren, suchte ich einen Weg, die beiden Männer miteinander bekannt zu machen, ohne sie einander vorzustellen.

Schon eine Woche später bekam ich die Gelegenheit. Mein Verlobter war Vorsitzender auf einer medizinischen Fachtagung und ich schrieb seine Handy-Nummer auf eine Banderole, die ich um das Tagungsprogramm wickelte. Das ganze schickte ich ohne Absender dem Journalisten in die Wissenschaftsredaktion. Und fuhr auf Schiurlaub.

Meine Rechnung ging auf. Zum vorgesehenen Datum achtete ich darauf, pünktlich zur täglichen Wissenschaftssendung auf Ö1 in der Schihütte zu sein, das Miniradio im Ohr. Fasziniert lauschte ich, wie meine Ex-Affäre ausführlich meinen Verlobten interviewte.

Natürlich habe ich hinterher beide aufgeklärt.
Seither fürchten sie sich vor mir.

2
Apr
2006

Männerknacken

Als P. und ich zusammen waren, war seine Kennmelodie auf meinem Handy ein Tango. „It takes two to tango“, dachte ich mir beim Speichern. Niemand anderer bekam diesen Klingelton.
Als P. und ich nicht mehr zusammen waren, ordnete ich den Tango allen Männern in meinem Handy-Telefonbuch zu.
Letzte Woche hat P. zweimal angerufen. Ich meldete mich mit Nachnamen und er war beleidigt: „Erkennst Du nicht, wenn ich Dich anrufe?“
Nein. Tut mir leid, Du bist einer von vielen.

Dann kam P. zu mir ins Büro, um seinen Laptop zu holen. Erzählte mir aus seinem Leben und wo er nicht überall meinen weisen Rat befolgt hätte. Fand es schade, dass wir so wenig zum Plaudern kommen. Schlug mir vor, ihn abends noch anzurufen, nach dem Geburtstagsfest seines Sohnes.
Nein. Tut mir leid, Du bist keiner von denen.

„Jetzt hast du ihn geknackt“, meinte der Mann, der sich fürs einzig wahre Blumengeschäft in den Nachmittagsstau stellt.
Nein. Tut mir leid, das glaube ich nicht. Und das will ich auch nicht mehr.
Schade irgendwie.

1
Apr
2006

Heilige Familie

Meine beiden besten Schulfreundinnen sind im Abstand von zwei Wochen zur Welt gekommen und haben im Jänner im Abstand von zwei Wochen ihr jeweils erstes Baby bekommen. Da sie mit mir, aber nicht miteinander in Kontakt sind, habe ich sie heute zu mir eingeladen.

Glücklicherweise neigen sie nicht zur Kindesanbetung. Also jenem anthropologisch nur in Grundzügen erforschten Verhalten, das westeuropäische Eltern insbesondere beim ersten Kind an den Tag legen: Sie kommen zur koffeinfreien Kaffeejause mit einem Anhänger voll Zubehör. Irgendwo darunter befindet sich die allerneueste Maxi-Cosy-Sitzschale im D&G Desigen - farblich abgestimmt mit dem Kind, das wegen des Blue-Box-Effekts somit kaum sichtbar ist. Diese Sitzschale wird in der Mitte meines Wohnzimmerteppichs platziert, wo Kind und sabbernde Eltern den meisten Schaden anrichten können. Das Zubehör wird nach einem ebenfalls mitgeführten Plan rundherum aufgebaut. Serviere ich etwas Essbares, muss ich das am Boden tun. Denn das Kind wird nicht aus den Augen gelassen. (Man hört ja so viele schlimme Geschichten...)

Dann werden die Sprechrollen verteilt. Die Kindsmutter (KM) erzählt von Brustentzündung, Kaiserschnitt und Kopfhautschorf. Der Kindsvater (KV) erinnert sich an sein früheres Leben und wirft da und dort einen sarkastischen Kommentar ein. Ich lächle. Was dem KV eisige Blicke von der KM einträgt. Woraufhin er sich widerspruchslos in seine daheim geübte Rolle fügt, sie den Rest des Nachmittags liebevoll ansieht und zwischendurch 2x das Kind auf meinem weißen Teppich wickelt. Der KM drohen die der neuen Situation nicht angepassten Spaghettiträger zu reißen, also entblößt sie irgendwann ihre Brust und demonstriert ergonomisch korrektes Stillen.

Heute nicht, Mädels. Heute gibt's Prosecco, bis wir (fast) vergessen, dass wir Körper und Seele auf Lebenszeit verpachtet haben.

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