20
Jan
2007

1 glatt, 3 verklärt

Österreich beschäftigt sich derzeit mit den Fragen:
Muss eine Familienministerin Kinder haben, oder sie zumindest mögen?
Darf eine Gesundheitsministerin übergewichtig sein und rauchen?

Andrea Kdolsky hat keinen leichten Start in ihr Amt. Dass sie gerne Schweinsbraten isst und gelegentlich raucht, macht sie dem Durchschnittsbürger ja eher sympathisch. Dass sie aber "ein gehöriges kritisches Potenzial" hat, wenn "Kinder in unangenehmer Weise in ihr Leben intervenieren" nimmt man ihr übel. Dabei meint sie es doch nicht böse... sie wehrt sich als Kinderlose nur gegen die "Verklärung der Mutterschaft".

Liebe Frau Bundesminister, nach meiner Erfahrung kann man Mutterschaft nur so lange verklären, wie man keine Kinder hat. Was zu dem paradoxen Ergebnis führt, dass eine kinderarme Gesellschaft die Kleinfamilie immer mehr verklärt.

Manche Kinderlose - ob zufällig Familienministerin oder nicht - sieht sich dadurch ins Eck gedrängt und bläst zum Angriff. O-Ton Kdolsky: "Wenn ich einen Abend in einem Nobellokal genießen will, wenn ich im Flugzeug nach New York sitze - dann kann mir ein schreiendes Kind einiges vermiesen".

Wir unverklärten Mütter können das durchaus nachvollziehen. Am schlimmsten ist es, ich schwöre, wenn das eigene Kind brüllt. Man ist dann nahe daran, sich von seinem Beitrag zur Erhaltung der Menschheit und zum Generationenvertrag kurzzeitig zu distanzieren.

In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsministerium müßte sich doch ein Schalldämpfer für den Kindermund entwickeln lassen. Oder wir führen statt Nichtraucherecken eben Nichtelternecken ein.

Langsam begreife ich allerdings, warum diese Kinder im Nobelrestaurant und beim Transatlantikflug so schreien: Weil eine Politikerin in unangenehmer Weise in ihr Leben interveniert.

18
Jan
2007

Stöckchen-Statistik

Zum altbekannten Fragebogen gibt es jetzt eine Auswertung. Mit 79 Punkten schneide ich besser ab, als ich dachte. Vor allem in den Bereichen „Happiness“ und „Romantik“. Hoffentlich nicht nur deshalb, weil ich etwa doppelt so alt bin wie der durchschnittliche Ausfüller…

15
Jan
2007

Words

Den Tag, an dem meine Scheidung rechtskräftig wurde, verbrachte ich auf Rhodos. Der Urlaub stand unter keinem allzu guten Stern, Kreislaufkollaps (ich) und Asthma (Tochter) waren wohl noch Nachwehen der schwierigen Monate davor.

An dem Tag, an dem meine Scheidung rechtskräftig wurde, schaute ich spät abends den Pärchen in der Hotelbar beim Tanzen zu. Irgendwann wurde es mir zu dumm und ich nahm meine Kleine auf den Arm und tanzte mit ihr ein paar Runden Foxtrott. Sie war dreieinhalb und ziemlich leicht.
Dann bemerkte ich einen Mann, der mich beobachtete. Eine Menge Sommersprossen. Um einiges älter als ich. Er hatte eine Videokamera dabei und zwei Kinder im Volksschulalter. Sein Sohn filmte mich. Und er sprach mich an.

Ich weiß nicht mehr, worüber wir geredet haben. Es gab nicht viel Zeit, die Kinder mußten ins Bett. D. kam aus Israel und reiste am folgenden Morgen ab. Er erzählte, dass er immer bei Sonnenaufgang ins Meer schwimmen ging, weil man da völlig allein war.

An diesem Abend 2001 lag ich im Bett und wußte, dass ich es noch konnte: einen Mann interessant finden, auf einen Mann anziehend wirken. Es war eine richtige Erleichterung.
Am nächsten Morgen ging ich bei Sonnenaufgang ins Meer schwimmen.

D. schickte mir das Video von dem Abend und rief ein paar Mal an. Er lebte von seiner Frau getrennt und hatte drei Kinder. Er lud mich nach Israel ein, aber ich bin nie gefahren.

Vor einigen Tagen hat er mir eine E-Mail geschickt und das Lied Words von F.R. David angehängt. Weil es ihn an den Abend erinnert, an dem er mich kennen gelernt hat.
Irgendwann werde ich ihm verraten, dass er mir damals das Leben gerettet hat.

12
Jan
2007

Also gut.

Es wohl an der Zeit, dass ich mir eingestehe: Der Urlaub ist vorbei.
Als ich vor exakt 13 Tagen an Bord der Serenade of the Seas ging, führte mein erster Weg ins Internet-Café. Dort musste ich feststellen, dass für 2300 Passagiere 10 Computer zur Verfügung standen, deren Internetanbindung per Rohrpost funktionierte. Und das zum Preis von einem Dollar pro zwei Minuten. Somit war meine Verbindung zur Außenwelt auf vereinzelte SMS beschränkt, denen ich dank Zimmertresor leicht ausweichen konnte.

NY1

Auf dem Heimweg nach Europa haben wir einen Stopp in New York eingelegt. Waren auf dem nach 20 Jahren wieder geöffneten Top of the Rock und haben zum weihnachtlich rot-grün beleuchteten Empire State Building hinüber gewinkt. Dann haben wir zugesehen, wie der Christbaum vorm Rockefeller Center abgebaut wurde, während die Eisläufer davor ihre Runden drehten, bei beachtlichen 22 Grad. Abends standen wir im Regen vor der Brooklyn Icecream Factory und bewunderten die nasse Skyline. Natürlich waren für meine Tochter auch der M&M Shop und F.A.O.Schwarz Pflichtprogramm.

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Es gibt noch viel mehr zu erzählen, aber das ist eine andere Geschichte.
Mein Wiedereinstieg bescherte mir 537 Mails (dienstliche Adresse), 48 Mails (private Adresse), einen beim Transatlantikflug zerschellten Koffer (Diagnose "Schalenbruch"), einen Mann, der mir 11 Stunden geduldig beim Ausschlafen meines Jetlags zusah, einen neuen Kollegen in meinem Großraumbüro-Cubicle sowie ein Wiedersehen mit Mah Na Mah Na dank Allegra...

30
Dez
2006

Tag 4: Hoeflichkeit und Haftungsfragen

Vormittags ein Besuch in Fort San Cristobal, das noch weitlaeufiger ist als El Morro. Von hier aus wurden 1797 die englischen Truppen unter Ralph Abercromby besiegt.
Wohlerzogen hatte Abercromby dem Gouverneur von Puerto Rico vor dem Angriff ein freundliches Schreiben zukommen lassen, in dem er um freiwillige Auslieferung ersuchte - "but if you should unfortunately refuse to avail of our previous offer, you shall be held responsible for all immediate consequences." Der Gouverneur antwortete ebenso hoeflich, allerdings auf Spanisch, er sei verpflichtet, seine Insel bis zum letzten Tropfen Blut zu verteidigen.

Bis zum letzten Tropfen Blut verteidigt meine Kleine derzeit unser Bett gegen Gelsen. 23 Stiche schmuecken ihre Beine, waehrend ich muede zwei Stueck habe. Ich nehme an, ihre Oreo-Diaet zeigt erste Folgen. Suesses Blut.

Und das, obwohl MG taeglich Gift in unser Zimmer sprueht. Was in der grossen blauen Dose wirklich drin ist, will ich gar nicht so genau wissen. Nicht gegen Menschen, Haustiere oder Pflanzen verwenden und nicht in die Naehe von Essbarem bringen. Mehr Information unter killsbugsdead.com.

Allerdings lebt man hier sowieso gefaehrlich. Auf dem neuen GAP-Kindershirt haengt ein grosser Zettel mit der Warnung, dass dieses Kleidungsstueck (Groesse 10 Jahre) nicht fuer Kinder unter 3 geeignet ist. Sie koennten an der Aufschrift lutschen oder das Etikett inhalieren, schaetze ich.
Oder an dem Zettel mit der Warnung ersticken.

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